Manipulogen
Die Idee zum Projekt „Manipulogen“ entstand im Oktober 2000. Ausgehend vom Bedürfnis sich mit dem ethischen Aspekt der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse im Bereich der Gentechnologie kritisch auseinanderzusetzen, suchten wir eine geeignete Rahmenhandlung. Besonders interessant erschien uns hier die bereits 1818 von der Autorin Mary Shelley kreierte Figur des Dr. Viktor Frankenstein. «Mary Shelleys Mythos hat zu tun mit der tödlichen Gefahr der gegen-evolutionären Überentwicklung des computerhaften Ursache-und-Wirkung Intellekts, des Ausschliessens (vielleicht der Verkümmerung) der Gefühle, direkter persönlicher Beziehungen und ausser-rationaler Denkprozesse. Wir reagieren, weil wir trotz unseres Verformtseins wissen, dass sie recht hat. Sie hat unsere bewusste Abneigung gegen und die Furcht vor dem Todesmuster aufgedeckt. Aber es ist unsere Aufgabe, diesen Mythos aufzunehmen, ihn mit den Bedingungen unseres Lebens und unserer Arbeit in Beziehung zu setzen. Wenn wir unsere eigenen Reaktionen ernst nehmen, verstehen wir nicht nur die grundlegende Entfremdung und Bestürzung, die durch Mary Shelleys Mythos vom Wissenschaftler und seiner ‹menschlichen Maschine› hervorgerufen wurde, sondern wir beginnen auch, unsere eigenen Alternativen zu suchen und auszudrücken.» (aus: Barbara Starrett „Ich träume weiblich“, Frauenoffensive München 1978).
Das Publikum betritt die Fabrikhalle durch die bestehende Eingangsschleuse. Innerhalb dieser Schleuse werden die Gäste per Videomonitor auf die Führung durch das Laboratorium vorbereitet. und instruiert. Im Labor angekommen enthüllt sich die Welt des Dr. Frankenstein. Umgeben von hochmoderner Technik und skurrilen Testpersonen gewährt er dem Publikum Einblicke in seine Arbeit. Dr. Frankenstein wird zum ersten Mal in der Öffentlichkeit die Wirksamkeit seines neu entwickelten Biochips unter Beweis stellen. Er will zeigen, dass die Personen, die seinen Chip einverleibt haben über ausserordentliche Fähigkeiten verfügen. Auch das von ihm erschaffene Monster tummelt sich eigenwillig im Labor, nicht immer zur Freude von Dr. Frankenstein. Nach wie vor hält das Monster an seinem Wunsch nach einer Gefährtin fest, was zu einem grossen Desaster führt. Natürlich ist auch die Gegenseite nicht untätig und versucht an geheime Informationen zu gelangen. Mit artistischem und tänzerischem Elan gelangen sie ins Labor, suchen und fotografieren; eine mission impossible? Die Assistentin Mary, welche an der Seite Dr. Frankensteins arbeitet, wird sich im Verlauf des Abends entscheiden müssen, wem ihre Zuneigung gilt, dem Monster oder ihrem Chef.
Figuren
Dr. Viktor Frankenstein, ein überzeugter Vertreter der modernen Wissenschaft und Medizin. Rational, distanziert und souverän auftretend.
Mary Shelley, die Frau, die hinter jedem grossen Mann steht. Unermüdlich und stumm ermöglicht sie den reibungslosen Ablauf seiner Arbeit. Ihre unausgesprochene Liebe symbolisiert den menschlichen Aspekt in der intellektuell-funktionalen Welt der Wissenschaft. Im Verlauf des Stücks durchlebt sie den Prozess, der sie zur Unabhängigkeit führt.
Frankie, das Monster, erschaffen von Dr. Frankenstein, stellt den unwillkürlichen, unkontrollierbaren Aspekt der wissenschaftlichen Arbeit dar. Allgegenwärtig treibt er im Labor sein Unwesen.
10 Versuchspersonen und Kreaturen im Labor, die u.a. Artistik, Stunts und musikalische Einlagen als Produkt der vermeintlichen Wirkung des Biochips zeigen.
Mitwirkende
Alexandra Albrecht
Andres Baumann
Andrea Kramer
Barbara Rettenmund
Christine Ahlborn
Christine Bannwart
Dragana Rudinaz
Govanni Saraceno
Heini Weber
Isla Bayer
Jan Bossert
Johanna Löffel
Laila Achterberg
Lucien Weyermann
Marco Gunn
Marianne Fatton
Pascal Deola
Regula Seiberth
Remy Mentha
Renato Burget
Simon Weisshaupt
Simone Kiefer
Sten Ferel
Thomas Baumgartner
Orsina Studach
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Basler Appell gegen Gentechnologie
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